Müssen wir noch selbst denken, wenn Algorithmen es besser und schneller können? In diesem Vortrag erkläre ich den Unterschied zwischen Situationen, in denen mehr Daten und Berechnungen tatsächlich besser sind, und jenen, in denen das umgekehrte gilt: weniger ist mehr. Das Prinzip der stabilen Welt besagt, dass komplexe Algorithmen am zuverlässigsten in wohldefinierten, stabilen Situationen arbeiten, während menschliches Denken sich entwickelt hat, um mit Hilfe von einfachen, robusten Heuristiken die Ungewissheit der Umwelt zu bewältigen. In ungewissen, instabilen Situationen kann man oft mit einem einzigen Datenpunkt bessere Vorhersagen als mit Big Data treffen. Die Gefahr ist nicht, dass künstliche Intelligenz demnächst menschliche Intelligenz überflüssig macht – davon sind wir weit entfernt. Die Gefahr ist, dass Menschen aufhören, selbst zu denken.
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer ist Psychologe, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsfoschung und seit 2020 Direktor des Harding-Zentrum für Risiko-kompetenz an der Universität Potsdam. Seine populärwissenschaftlichen Bücher sind internationale Bestseller. Das Schweizer Duttweiler Institut zählt ihn zu den 100 wichtigsten Denkern der Welt.
Programm
Freitag 20.09.2024
| 12:30–13:30 Uhr
Festvortrag
Festredner: